Eignet sich die Infrarotheizung für denkmalgeschützte Gebäude?

Eignet sich die Infrarotheizung für denkmalgeschützte Gebäude?

Denkmalgeschützte Gebäude stellen alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Besitzer, Architekten und Handwerker müssen Lösungen finden, die alte Bausubstanz fernab von Standardisierungen mit moderner Technik in Einklang zu bringen. Dabei gilt es auch, rechtliche Bestimmungen einzuhalten und den Denkmalschutz zu berücksichtigen.

Dezentrale oder zentrale Heizung, Wärmepumpe oder Biomasseheizung – ein Überblick über die Heizungsmöglichkeiten für Baudenkmäler.

Besonderes Haus, besondere Richtlinien: Sonderfall Denkmalschutz

Glaubt man den Schätzungen, so stehen in Deutschland aktuell noch rund eine Million Baudenkmäler. Viele davon in einem schlechten Zustand, andere sind jedoch kernsaniert worden und bewohnbar. Der Grund, warum so viele Menschen mit dem Traum vom Eigenheim vor einem Baudenkmal zurückschrecken, ist in erster Linie die besondere rechtliche Lage. Historische Bauwerke dürfen nur unter speziellen Auflagen modernisiert und verändert werden. Diese regeln die Denkmalschutzgesetze der jeweiligen Bundesländer.

Wer ein Denkmal sanieren möchte, muss unter anderem diese Vorgaben einhalten:

  • Erhaltung des historischen Charakters: Diese Regelung sorgt für große Einschränkungen bei Sanierungen und bei optischen Veränderungen an der Außenseite des Gebäudes.
  • Auflagen und Genehmigungen: Auch das ist bei einem Neubau nicht der Fall. Jegliche baulichen Veränderungen müssen vom Denkmalamt genehmigt werden, einschließlich des Einbaus einer neuen Heizungsanlage auf Basis moderner Technologien.
  • Beschränkungen bei energetischer Sanierung: Alle Anpassungen bei der Energieeffizienz müssen mit den Anforderungen des Denkmalschutzes in Einklang gebracht werden, was herausfordernd sein kann.
  • Erhalt historischer Bausubstanz: Eine der wichtigsten Vorgaben für die Besitzer denkmalgeschützter Immobilien. Möglichst viel der historischen Substanz muss erhalten werden.

Wichtig: Bei groben Veränderungen an denkmalgeschützten Gebäuden drohen hohe Bußgelder oder im schlimmsten Fall sogar der Rückbau der nicht genehmigten baulichen Veränderungen.

Denkmalschutz: Muss meine Heizung überhaupt getauscht werden?

Je nach Art und Alter des Gebäudes ist vermutlich ein zentraler Konstant- oder Niedertemperaturkessel als Heizung verbaut. Besonders in Fachwerkhäusern sind auch Kamine zur Beheizung einzelner Räume häufig zu finden. Veraltete Heizungen sind in der Regel nicht bedarfsgerecht geregelt, verfügen über keine Thermostatventile und ihre Pumpen sind überdimensioniert. Allein die falsch eingestellten Pumpen lassen den Stromverbrauch ca. 75 Prozent höher ausfallen, als es nötig wäre.

Die gute Nachricht: Diese Probleme lassen sich einfach und günstig beheben. Die Dämmung der Heizungsleistung und die Montage von Heizungsventilen sind in wenigen Arbeitsschritten durch einen Fachmann erledigt. Dieser Heizungsbauer kann sich bei dieser Gelegenheit gleich den Zustand der Heizung, die Effizienz des Gebäudes und alle Optionen vor Ort ansehen.

Denn: Nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) oder seit dem 1. November 2020 dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) müssen Heizungen nach 30 Jahren ausgetauscht und gegen ein modernes System getauscht werden. Hierfür können Sie auch 2024 umfangreiche Förderungen erhalten, wenn Sie die Auflagen einer klimafreundlichen Heizung erfüllen.

Was macht den Heizungstausch im Baudenkmal so schwierig

Während Ihnen bei der Modernisierung eines älteren, aber nicht historischen Gebäudes Baupläne und Anweisungen von Statikern und Co. vorliegen, können Sie damit in einem Baudenkmal nicht rechnen. Jede Wand, jede Öffnung und jeder Balken können den Einbau einer neuen Heizungsanlage verhindern. Bauplaner, Architekten und Heizungsbauer müssen sich an einen Tisch setzen, um die passende Lösung zu finden.

Dazu kommt ein unbekannter Zustand von bestehenden Leitungen. Ist alles dicht? Wann wurden die Heizungsrohre zuletzt getauscht? Diese Informationen suchen Besitzer von Denkmälern oft vergebens. Es ist dadurch mit dem Austausch der gesamten Heiztechnik zu rechnen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Energetische Sanierung: auch möglich in einem Denkmal?

Um moderne Heizungen wie die Wärmepumpe oder die Infrarotheizung im denkmalgeschützten Gebäude installieren zu können, ist eine Verbesserung des energetischen Zustandes unausweichlich. Die bestmögliche Dämmung kollidiert allerdings häufig mit den Vorgaben des Denkmalschutzes.

Grundsätzlich lässt sich auch ein Denkmal effizient und umfassend dämmen. Es müssen lediglich besondere Vorgaben eingehalten werden. Da das äußere Erscheinungsbild nicht verändert werden darf und die Bausubstanz erhalten bleiben muss, bleibt nur die Innendämmung. Das geht auf Kosten der Wohnfläche. Eine weitere Schwierigkeit sind dünne Zwischendecken und Außenwände, die eine Dämmung ohne Platzeinbußen schwierig gestalten.

Welche Heizung ist für denkmalgeschützte Gebäude geeignet?

Grundsätzlich können in denkmalgeschützten Gebäuden alle Heizungen verbaut werden, die auch für Neubauten oder weniger alte Gebäude infrage kommen. Die Heizungsberatung läuft ebenso ähnlich ab: Ein Experte schaut sich die Energieeffizienz und die Energie- und Wartungskosten der bestehenden Anlage an. Im Anschluss wird eine Restlaufdauer prognostiziert und sich nach Alternativen umgesehen. Dafür werden Faktoren wie der Zustand des Hauses und die Möglichkeiten zusätzlicher Dämm- und energetischer Sanierungsmaßnahmen betrachtet.

Die Wärmepumpe ist aktuell in aller Munde – und auch für Baudenkmäler geeignet, je nach Lage versteht sich. Entscheiden Sie sich für diese Heizung, sind große Radiatoren oder großflächige Fußbodenheizungen zur Wärmeverteilung sinnvoll. Denn die Wärmepumpe arbeitet mit einer niedrigen Vorlauftemperatur.

Besondere Vorteile bietet jedoch auch die Infrarotheizung, gerade im Fachwerkhaus oder anderen Denkmälern mit Holzbauweise.

Vorteile der Infrarotheizung in Denkmälern

Die Infrarotheizung ist eine reine Elektroheizung, die an sonnigen Herbst- und Wintertagen auch mit Strom aus der heimischen Photovoltaikanlage betrieben werden kann. In alten Gebäuden sind IR-Heizungen keine Seltenheit: Kirchen nutzen die sanfte Wärme in der Regel zur Beheizung bei Gottesdiensten oder um die historische Bausubstanz vor niedrigen Temperaturen zu schützen.

Im denkmalgeschützten Gebäude eignet sich die Infrarotheizung aus mehreren Gründen:

  • Schutz sensibler Bausubstanz: Infrarotheizungen erzeugen keine Feuchtigkeit oder Kondensation, was sensible Teile des Gebäudes aus Holz oder Lehmputz schont. Schimmelbildung und Feuchtigkeitsschäden im Gemäuer können verhindert werden.
  • Gesundheitliche Vorteile: IR-Heizkörper regulieren durch Thermostate das Raumklima und erzeugen keine Luftzirkulation. Dadurch entsteht ein behagliches und angenehmes Klima. Besonders bei Bewohnern mit Asthma oder Allergien macht sich dieser Vorteil bemerkbar.
  • Keine Heizkörper: Die Heizpaneele können an der Decke oder an der Wand montiert werden, dadurch bleibt der bodennahe Bereich der Wand frei für Möbel und Heizkörper beeinträchtigen die Optik des Altbaus nicht.
  • Programmierbare Steuerung: Die Infrarotheizung kann mit programmierbaren Thermostaten einfach gesteuert werden. Auch eine App-Anbindung ist möglich und verbindet so das historische Gebäude mit moderner Technik.
  • Dezentrale Heizung: Heizungsrohre im Baudenkmal sind häufig veraltet und müssten mit hohem Aufwand getauscht werden. Die Infrarotheizung ist eine dezentrale Heizung und kann auch in Form einer Fußbodenheizung verlegt werden. Neue Leitungen müssen nicht verlegt werden.

Die Wärmestrahlung wird allgemein als urig oder gemütlich beschrieben und ähnelt der direkten Sonneneinstrahlung – sie passt dadurch perfekt zum Charakter eines denkmalgeschützten Gebäudes.

Wichtig: Ausreichende Belüftung im Baudenkmal

Die Belüftung ist in Baudenkmälern häufig ein sensibles Thema. Auch wenn das GEG konkrete Vorgaben an den Luftaustausch stellt, entstehen besonders in Fachwerkhäusern schnell Feuchtigkeit und Schimmel. Wird eine Konvektionsheizung genutzt, ist die Belüftung im Winter schwierig, da eine Menge Wärme verloren geht. Die Infrarotheizung macht es möglich, alle Zimmer auch im Winter regelmäßig zu lüften, ohne dass zu viel Energie verloren geht.

Lesetipp: Mehr zur richtigen Platzierung der Infrarotpaneele, Ihren Möglichkeiten mit einer Infrarot-Fußbodenheizung und möglichen Förderungen bei der energetischen Sanierung erfahren Sie in unseren Ratgebern.

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